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Publicly Available Published by K. G. Saur 2021

Cellini, Benvenuto

  • Capretti, Elena

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Artikel

Vita

Cellini, Benvenuto, ital. Goldschmied, Bildhauer, Stempelschneider, Medailleur, Gemmenschneider, Zeichner, Schriftsteller, *3.11.1500 Florenz (via Chiara, 4), †14.2.1571 ebd. (begr. in der Santissima Annunziata, Capp. dei pittori). Tätig in Florenz, Paris und Rom. Addenda: abweichendes Tod.dat. in DA VI, 1996: 1571.02.13.

Biogramm

Wichtigste Quelle für C.s Leben ist seine zw. 1558 und 1562 verf., kulturhist. bedeutsame Autobiogr. (die jedoch nicht die Jahre 1556-59 behandelt). Sohn der Elisabetta Granacci und des Giovanni d'Andrea di Cristofano C. (*1451 Florenz, †1528 ebd.), Pfeifer der Medici und später der Republik, Elfenbeinschnitzer und Ing. für Brücken- und Maschinenbau, der vom Gonfaloniere Soderini "in cose molte importantissime" verpflichtet wurde (1504 Mitgl. der Komm. für die Aufstellung des David von Michelangelo; 1505 errichtet er das Gerüst, auf dem Leonardo die Anghiari-Schlacht im Salone del Gran Consiglio im Pal. Vecchio malt). Giovanni zwingt den Sohn Benvenuto zu musikal. Stud., bes. des Kornetts. Dieser hält sich in den Folgejahren jedoch gegen den Willen des Vaters in den Wkstn versch. Goldschmiede u.a. Künstler auf: bei Michelangelo Brandini (1513), Gold- und Waffenschmied, Vater seines späteren Konkurrenten Baccio Bandinelli; bei Antonio di Sandro di Paolo Giamberti, gen. Marcone (1515 und 1518); bei Francesco Castoro in Siena, wohin er wegen einer Schlägerei für einige Monate verbannt war (1516); bei Ercole del Piffero, dem Juden Graziadio, dem Buchmaler Scipione Cavalletto in Bologna, wohin ihn der Vater zu Musikstudien geschickt hatte (1516); bei Ulivieri della Chiostra in Pisa (1517); bei Francesco Salimbene in Florenz (1518 und 1521); bei Firenzuola de' Georgis und Paolo Arsago in Rom, wohin er mit Giovan Battista Tasso geht (1519); bei Giovanbattista Sogliani in Florenz (1521-23); bei Lucagnolo da Iesi und Giovanpiero della Tacca (1524), ebenfalls in Rom, wohin der in Abwesenheit zum Tode verurteilte C. flieht. Er tritt als Kornettbläser in das Orchester von Papst Clemens VII. ein. 1524 eröffnet er eine eig. Wkst. C. steht in Verbindung mit Giulio Romano, den Schülern von Raffaell, Rosso Fiorentino, später (1529) mit Sebastiano del Piombo. 1527, während des Sacco di Roma, sucht er mit Clemens VII. Zuflucht in der Engelsburg und ist als Bombardier und Arkebusier an der Verteidigung beteiligt. Auf Befehl seines Herren zerlegt er die päpstl. Insignien und Juwelen und schmilzt das Gold ein. 1528 ist er in Mantua und führt ein Siegel für Kardinal Ercole Gonzaga aus (Abdrücke in Mantua, Curia episcopale, arch. stor.). Im folgenden Jahr kehrt er, nach einem Aufenthalt in Florenz, nach Rom zurück, wo er "maestro delle stampe" der päpstl. Münze wird (bis 1533). Er wohnt beim Goldschmied Raffaello del Moro. In diesen Jahren arbeitet er eine Pluvialschließe (überliefert durch eine aquarellierte Feder-Zchng des Francesco Bartoli, M. 17.Jh.: London, BM) und einen Kelch für Clemens VII. (1529-30) sowie versch. Münzen. 1530 tötet er den Mörder seines Bruders Cecchino (1530); der Papst vergibt ihm und ernennt ihn zum päpstl. Stabträger. Im gleichen Jahr eröffnet er eine Wkst., wahrsch. in der via de' Banchi Nuovi. 1534 ist er in Neapel beim Vizekönig Pietro Alvarez de Toledo. Wieder in Rom, präsentiert er dem Papst die ihm gewidmete Med. und fertigt eine zweite Rückseite. Am 26.9.1534 tötet er seinen Rivalen, den Goldschmied Pompeo de' Capitaneis; der Prozeß wird aufgrund der Amnestie nach dem Tod von Clemens VII. nicht zu Ende geführt. Der neue Papst Paul III. stellt ihm zum Schutz einen Geleitbrief aus. Um der Feindschaft des Pier Luigi Farnese zu entgehen, flieht er 1535 zuerst nach Venedig, wo er Jacopo Sansovino trifft, und kehrt dann nach Florenz zu Alessandro de' Medici zurück, für den er versch. Münzen fertigt, macht aber weiterhin Abstecher nach Rom. Nach dem Tod des Medici geht C. 1537 über Padua (hier entsteht die Zchng für eine Med. auf Pietro Bembo) nach Frankreich. In Paris wird er von Rosso Fiorentino unfreundlich empfangen. In Fontainebleau trifft er Franz I., den er nach Lyon begleitet. Aber schon am 16.12.1537 ist er wieder in Rom und eröffnet eine neue, größere Wkst. Angeklagt, die Juwelen von Clemens VII. unterschlagen zu haben, wird er inhaftiert, kommt aber durch Kardinal Ippolito d'Este wieder frei, dem er 1540 ein Siegel schneidet (Abdruck in Lyon, MBA). In diesem Jahr bricht er erneut nach Frankreich auf, mit Unterbrechung in Ferrara bei Herzog Ercole d'Este. Er kommt zunächst nach Fontainebleau und dann nach Paris. Franz I. bietet ihm das gleiche Gehalt an, das er Leonardo da Vinci gezahlt hatte, und beauftragt ihn mit versch. Werken, u.a. der Saliera, dem berühmten Salzgefäß (Wien, Kunsthist. Mus.), 12 silbernen Leuchter-Statuen und dekorativen Arbeiten für Fontainebleau (erh. die Nymphe). C. erhält die frz. Staatsbürgerschaft und das Schloß Petit-Nesle. Aber schon 1545 kehrt er, des Diebstahls verdächtigt, nach Florenz zurück. Hier begibt er sich sofort in die Villa Poggio a Caiano zu Cosimo I de' Medici, der ihn mit der Gruppe des Perseus für die Loggia dei Lanzi an der Piazza della Signoria beauftragt (1549 gegossen; Aufstellung abgeschlossen am 27.4.1554). C. wohnt in der Via del Rosaio (heute via della Pergola), wo er die Gießerei einrichtet. Zwischenzeitlich führt er für seinen neuen Protektor die Büste von Cosimo I (1547) und die Marmor-Skulpturen aus (heute im Bargello); er arbeitet auch an den Befestigungen. Sein erbitterter Konkurrent ist Baccio Bandinelli. Die Beziehungen zu Cosimo I gestalten sich schwierig, einerseits wegen C.s fortgesetzter, anmaßender Bitten um Geld und Vergünstigungen, andererseits aufgrund der strengen Sparsamkeit des Herzogs, der dem Künstler aber auch nicht gestattet, nach Frankreich zurückzukehren. In die Zeit dieses Florentiner Aufenthaltes fallen die Flucht C.s, der wegen Sodomie angeklagt ist, nach Venedig (1546) zu Tizian und Sansovino und ein Aufenthalt in Rom (1552-54), wo er Bindo Altoviti seine Büste überbringt (Boston) und Michelangelo trifft. Am 10.8.1555 macht C. sein erstes Test. zugunsten des kurz zuvor legitimierten Sohnes Jacopo Giovanni, der jedoch wenige Tage danach stirbt. Nahezu jährl. folgen weitere Test. und Kodizille. Zw. 1556 und 1559 ist er zweimal inhaftiert wegen Schlägereien und Sodomie. 1558 erhält er die niederen Priesterweihen, auf die er zwei Jahre später verzichtet. 1561 gebiert ihm Piera de' Parigi einen Sohn; er heiratet sie zunächst heimlich und 1567 offiziell. 1569 Geburt des zweiten Sohnes Benvenuto. 1562 voll. er das für sein eig. Grab in S.Maria Novella bestimmte Kruzifix, das drei Jahre später von Cosimo I erworben wurde (heute El Escorial). Während die Aufträge auf sich warten lassen, schreibt er. Er unterbricht die Autobiogr. (geschätzt vom Akademiker Benedetto Varchi) und beginnt 1565 die Traktate zu redigieren (1567 voll.). 1563 entwirft er versch. Projekte für das Siegel der Florentiner Accad. del Disegno (cf. Zchngn). Am 3.2.1570 macht er nochmals ein Test., mit dem er seine Werke Cosimos Sohn Francesco de' Medici vermacht, der im selben Jahr zum Großherzog gewählt wird. - Künstler. Werk: Das Schaffen der zw. Florenz und Rom tätigen Goldschmiede (bes. des lombard. Caradosso Foppa) und die Fresken von Raffael und Michelangelo in Rom sind die grundlegenden Bezugspunkte von C.s künstler. Formung (cf. die Münzen für Clemens VII.). Nach 1535 verstärkt sich der Einfluß des "grande Michelangelo", dessen Skulpt. für die Neue Sakristei C. gesehen hatte, und damit der von Donatello, wie im Avers der Münzen für Alessandro de' Medici und im Siegel für Ippolito d'Este deutlich wird. Um 1537 dat. ist die Med. auf Franz I. (nicht in der Vita zit.), die einen Bezug zur "Nacht" des Buonarroti in der Fortuna des Avers zeigt. Das bedeutendste Werk des zweiten Frankreichaufenthaltes ist das 1543 voll. Salzgefäß Franz I., die einzige erh. Goldschmiedearbeit C.s. Von außerordentl. techn. Qualität, zeigt das Werk einerseits Reminiszenzen an Michelangelo (cf. die Zitate von "Dämmerung" und "Tag" am Sockel), andererseits spiegelt es einen Wechsel in C.s Stil, der auf den Einfluß des internat. Klimas in den von Rosso und ab 1540 von Primaticcio beherrschten Werkstätten von Fontainebleau zurückzuführen ist. Von den 12 silbernen Leuchter-Statuen im Auftrag des Königs fertigte C. den Jupiter (verloren) und ließ die Juno unvoll. (Zchng, Paris, Louvre) für die Porte Dorée in Fontainebleau realisierte er die Nymphe und zwei Victorien (letztere nur durch Gipsabgüsse bek.; Paris, Louvre), und entwarf die Satyr-Karyatiden (Zchngn ehem. New York, Woodner Coll.). Für Fontainebleau entwarf er auch einen aufwendigen Brunnen, für den er das Gipsmodell einer 16 m hohen Kolossalfigur des Mars fertigte. Die Gruppe Perseus und Medusa verkörpert am deutlichsten die ab 1545 bestehende Beziehung von C. zu Cosimo I de' Medici. Das Hauptwerk des Künstlers zeigt Perseus mit dem Haupt der Medusa in der Faust und ihren Körper unter seinen Füßen, der Marmorsockel enthält Bronzen und das Relief mit der Befreiung der Andromeda, eingefügt in die Balustrade der Loggia (Orig. hiervon und von den Bronzen im Bargello). Das Sujet hatte Cosimo gewählt, als Emblem seiner polit. Rolle als "Fundator Quietis". Bestimmt für die Loggia dei Lanzi, konzipierte C. seine Skulpt. (sichtbar gemäß den "otto vedute", wie er sie theoret. in seinem Traktat behandelt) als eine Art Pendant zu der Judith-Holofernes-Gruppe von Donatello und in offener Konfrontation mit dem David des von ihm immer noch bewunderten Michelangelo und mit der Herkules-Kakus-Gruppe des verhaßten Rivalen Baccio Bandinelli. Dem Auftrag folgte unmittelbar das Wachsmodell (Florenz, Bargello). Die Gußtechnik erprobt C. am Relief des Windhundes, dessen Sujet ein Treuebekenntnis gegenüber dem Auftraggeber darstellt. Das Bronzemodell wurde wahrsch. für die Herzogin Eleonora di Toledo ausgeführt. Mit dieser Arbeit bewies C., daß er die Technik des verlorenen Gusses beherrschte (vgl. die berühmte Erzählung in der Vita), aber auch eine nahezu unübertroffene Geschicklichkeit in den Bronzestatuetten und im Relief besaß, einem im Quattrocento ungewöhnlichen Genre. Unter den Werken, die C. in den Jahren der Arbeit am Perseus ausführt, zeigt die Büste von Cosimo I (Bargello) eine Großartigkeit und einen Klassizismus, der sie von der feinen und ungezwungenen Beschreibung des Bindo Altoviti (Boston) unterscheidet. In der Florentiner Quattrocento-Trad. und v.a. der des Michelangelo stehend, wagt er sich an Unternehmungen in Marmor; im Ganymed ergänzt er einen antiken Torso, für die Gruppe Apoll und Hyazinth verwendet er einen Block mit zwei Durchbrüchen, er arbeitet den Narziß (Terrakotta; London, V&A) und eine weitere Büste von Cosimo I, wahrsch. identifizierbar mit der in San Francisco. Die letzte Lebensphase C.s ist gekennzeichnet durch das Fehlen offizieller Aufträge, für die Cosimo I jetzt Baccio Bandinelli und Bartolomeo Ammannati vorzieht. So gelingt es C. nicht, den Auftrag für die Kanzeln des Domes oder für den Neptun-Brunnen auf der Piazza della Signoria zu erhalten (ausgef. von Ammannati; Entwürfe für diese Arbeiten nicht erh.). Letztes Werk C.s ist der von Cosimo I erworbene Marmorkruzifix, der 1574 als Geschenk des Francesco I an Philipp II. nach Spanien kam (jetzt El Escorial). In diesem Werk zeigt C. seine techn. Virtuosität auch in einem Material, das seinem Wesen weniger entsprach. Während seine Wkst. mit der Ausf. versch. Treib- und Goldschmiedearbeiten beschäftigt war, realisierte C. für Francesco de' Medici die Haube und den Schild (Dresden), die Ausf. der Pulverflasche (London, Armouries) vertraut er einem Gehilfen an (Scalini, 1996). Die Freundschaft C.s, des Hofkünstlers schlechthin, mit dem Sohn von Cosimo I, dem nominellen Erben der Skulpt. des Künstlers, ist zugleich ein Zeichen eines Zusammengehens von Interessen und Geschmack.

Werke

Skulpt., Goldschmiedearbeiten: Boston, Isabella Stewart Gardner Mus.: Büste Bindo Altoviti, Bronze, ca. 1550. Dresden, SKS, Skulpt.-Slg: Schild und Haube von Francesco I de' Medici (Zuschr.). Florenz, Loggia dei Lanzi: Gruppe von Perseus und Medusa (Orig. des Schwertes, der Basis, des Basreliefs im Bargello), Bronze und Marmor, 1545-54. - Bargello: Apoll und Hyazinth, Marmor, ca. 1548; Büste von Cosimo I, Bronze, 1545-47; Ganymed, Marmor, 1548-50; Ganymed, Bronzestatuette (Zuschr.); Gnudo della paura, Bronzestatuette (Zuschr.); Windhund, Bronze, 1544; Narziß, Marmor, ca. 1548; Für die Gruppe des Perseus, 1545-54: Modell für den Perseus, gelbes Wachs, 1545; Modell des Perseus, Bronzestatuette; Bronzestatuetten des Sockels: Jupiter, Merkur, Minerva, Danae mit dem Perseusknaben; Basrelief unter dem Sockel: Befreiung der Andromeda, Bronze. London, V&A: Modell für den Kopf der Medusa, Bronze, 1545-54. Paris, Louvre: Nymphe von Fontainebleau, Bronze, 1542. San Francisco, M.H. de Young Memorial Mus.: Büste von Cosimo I, Marmor, 1549-71 (mit Gehilfen; Zuschr.). San Lorenzo De El Escorial, El Escorial: Kruzifix, Marmor, 1556-62. Wien, Kunsthist. Mus.: Salzfaß Franz I., Gold und Email, 1540-43. - Münzen und Med.: Cambridge, Fitzwilliam Mus. Florenz, Bargello (umfangreichste Slg). London, BM. - V&A. Mailand, Gab. Numismatico. Paris, BN. Turin, Gab. Numismatico. Wien, Kunsthist. Mus., Slg von Med., Münzen und Geldzeichen: Für Clemens VII., 1529-34: Zwei Dukaten; Zwei Carlini; Med. mit der Allegorie des Friedens als Avers (Prägestempel in Florenz, Bargello); Med. mit Moses als Avers (Prägestempel in Florenz, Bargello); Für Alessandro de' Medici, 1535: Bildnis zu 40 soldi; Giulio; Giulio als Halbfigur; Schild, Med. (Zuschr.); Für Francesco I, 1537-38: Med. (Exemplar in Silber in Cambridge, Fitzwilliam Mus.). - Zchngn: Florenz, Arch. Calamandrei: Entwurf für ein Siegel der Accad., ca. 1563. - Bibl. Naz. Centrale: Wappenbild der Fam. Cellini. London, BM: Entwurf für ein Siegel der Accad. (inv. n. 1860-6-16-10), ca. 1563. München, Staatl. GrS: Zwei Entwürfe für ein Siegel der Accad. (inv. n. 2247; inv. n. 2264). Paris, Louvre, Cab. des Dessins: Juno (inv. n. 2740), 1540-44; Entwurf für ein Siegel der Accad.; Weinende Figur im Mantel (inv. n. 2752 recto und verso), ca. 1563. Washington/D.C., NG of Art (ehem. New York, Woodner Coll.): Satyr, 1542-43.

Selbstzeugnisse

Autobiogr.: La vita di B. C. scritta da lui medesimo, [ca. 1558-67], ed. A.Cocchi, Cologne s.a. [N. 1728]; ed. J.W. von Goethe, Tb. 1803 (u.d.T. Leben des B.C. Florentin. Golschmied und Bildhauer von ihm selbst geschrieben); ed. O.Bacci, Fi. 1901; Repr. Fi. 1961 (1. krit. Ed., mit Verz. der älteren Ausg.); ed. G.Davico Bonino, T. 1973; ed. C.Hope/A.Nova, Ox. 1983. - Traktate: Trattati, uno intorno alle otto principali arti dell'oreficeria, l'altro in materia dell'arte della scultura..., Composti da M. B.C. scultore fiorentino, Fi. 1568, 2. ed. Fi. 1731, Repr. T. 1795; ed. C.Milanesi, Fi. 1857 (mit: Discorsi, Ricordi intorno all'arte, Lettere, Suppliche, Poesie e testimonianze per l'inaugurazione del Perseo), Repr. Fi. 1893. - Werk-Slgn: C.Cordié (Ed.), Mi./N. 1960 (mit Werken von B. Castiglione und G. Della Casa); B.Maier (Ed.), Mi. 1968 (Vita, Trattati, Discorsi, Rime, Lettere); G.C. Ferrero, Opere di B.C., T. 1971, rev. ed. 1980.

Ausstellungen

E: 1984 Florenz, Bargello: B.C. Opere non esposte e doc. notarili / 1997 ebd., Uffizien: Perseo: live and on-line. - G: 1972 Paris, Grand Pal.: L'Ecole de Fontainebleau; ebd., Louvre: Vasari et son temps / 1977 München, Staatl. GrS: Ital. Zchngn des 16. Jh. aus eig. Bes. (K Nrn 27 s.) / 1980 Florenz, Orsanmichele: La corte, il mare, i mercanti... (Nrn 1.2, 1.3); ebd., Pal. Vecchio: committenza e collezionismo medicei (Nr 657); ebd.: Il Primato del Disegno / 1990 New York, Metrop. Mus.: Master drawings from the Woodner Coll. / 1992 Florenz, Bargello: L'eredità di Lorenzo il Magnifico / 1997 ebd., Pal. Pitti, Mus. degli Argenti: Magnificenza alla Corte dei Medici Palazzo Pitti, Museo degli Argenti (alle K).

Bibliographie

ThB6, 1912. – Forrer I, 1904; VII, 1923; EI IX, 1931; Bulgari I.1, 1958; DEAU I, 1968; Pyke, 1973; Suppl., 1981; Bénézit II, 1976; DBI XXIII, 1979 (Lit.); DA VI, 1996 (Lit.). – Monogr.: E.Plon, B.C., orfèvre, médailleur, sculpteur. Recherches sur sa vie, sur son œuvre et sur les pièces qui lui sont attribuées, P. 1883-84 (noch wichtig für WV, Dok., Bibliogr.); E.Camesasca, Tutta l'opera del C., Mi. 1935 (WV); D.Heikamp, B.C., Mi. 1966 (Maestri della scult., 30); C.Versini, Les cahiers de l'Acad. Anquetin 23:1976, 33-71; S.Barbaglia, L'opera completa di B.C., Mi. 1981 (WV); J.Pope-Hennessy, C., Lo. 1985, ed. ital. Mi. 1986 (Bibliogr.; Rez.: A.Radcliffe, BurlMag 130:1988, 929-932); I.Arnaldi, La vita violenta di B.C., R. 1986 (Biogr.); M.Vannucci, B.C. "maledetto fiorentino", R. 1990 (Biogr.); M.Scalini, B.C., Fi. 1995 (Bibliogr.). - Weitere Lit.: C.Avery, The Connoisseur 1978(795)62-72; Il Primato del Disegno (K), Fi. 1980, 96-99; G.Spini, in: Il disegno interrotto. Trattati medicei di archit., I, Fi. 1980, 11-201; A.B. Chadour, Wallraf-Richartz-Jb. 43:1982, 133-193; M.Spallanzani, FlorMitt 22:1983(3)360-366; K.Weil-Garris, RömJb 20:1983, 377-415; C.Avery, Apollo 119:1984(265)166-176; D.Liscia Bemporad, Ann. della Scuola Normale Superiore di Pisa 14:1984(2)703-714; C.Davis, Antichità viva 23:1984(6)32-44; C.Del Bravo, Artibus et historiae 12:1985, 75-87; Pope-Hennessy, Sculpt. III, 1985, 369-372; F.Rossi, Antichità viva 24:1985(1-3)193-197; D.Sutton, Apollo 122:1985(281)4-17; C.Avery, ibid. 124:1986(293)61-63; A.M. Massinelli, Antichità viva 26:1987(1)36-45; L.T. Hirte, JbBerlMus 29/30:1987/88, 197-216; G.Baldini, FlorMitt 32:1988, 554-556; F.H. Jacobs, Artibus et historiae 1988(18)139-150; S.Fflliott, ArtJ 48:1989, 138-143; J.Connors, JWarburg 53:1990, 217-236; I.Leydi, Schifanoia 9:1990, 9-55; Y.Hackenbroch, Apollo 131:1990, 170 s.; J.Poeschke, Die Skulpt. der Renaiss. in Italien, II, M. 1992, 207-218; M.Scalini, Capolavori a sbalzo per i Medici: C. e altri maestri, Fi. 1992; U.Pfisterer, Zs. für Ästhetik und allg. Kunstwiss. 38:1993(2)237-268; G.Vallone, Bd'A, ser. VI, 78:1993(77)63-78; B.Contardi, Ricerche di storia dell'arte 1995(55)29-38; C.Davis, in: Bartolomeo Ammannati, scultore e architetto, 1511-92 (Atti del convegno, 1994), Fi. 1995, 63-72; A.Parronchi, Antichità viva 35:1996(1997)(4)8-13. - Münzen und Med.: G.F. Hill, Medals of the Renaiss., Lo. 1920, ed. G.Pollard, 1978; V.Pialorsi, Medaglia 17:1982, 6-30; C.Avery, in: Firenze e la Toscana dei Medici nell'Europa del '500 (Atti del convegno, 1980), Fi. 1983, III, 885-897; J.G. Pollard, Ital. high Renaiss. medals, Fi. 1983; B. Paolozzi Strozzi, Monete fiorentine dalla Repubblica ai Medici, Fi. 1984; G.Pollard, Med. ital. del MN del Bargello, Fi. 1985 (WV, Bibliogr.); V.Donati, Pietre dure e med. del Rinascimento. Giovanni da Castel Bolognese, Ferrara 1989. - Zchngn: H.Keutner, Antichità viva 34:1985(1-3)45-49; M.Miller/N.Turner, Master drawings from the Woodner Coll. (K), N.Y. 1990, Nr 26; L.A. Perrig, Michelangelo's drawings. The sc. of attrib., New Haven/Lo. 1991; R.Ward, Master drawings 31:1993, 395-398. - Lit. Texte (cf. Bibliogr. in DBI): M.A. Gallucci, The unexamined life of B.C. Poetic deviation and sexual transgression in sixteenth-c. in Italy, Ph. D. Diss., Univ. of California, Berkeley/Calif. 1995; G.Guntert, Renaiss. Mitt. 10:1986, 49-66. - Quellen (cf. auch die zit. Lexika und Monogr.): F.Tassi (Ed.), Vita di B.C. ... Ricordi ..., con doc., Fi. 1829, III; R.I. Supino, L'arte di B.C., Fi. 1901; D.Heikamp, Rd'A 23:1958, 36-38; P.Calamandrei, Scritti e inediti celliniani, ed. C.Cordié, Fi. 1971; D.Trento, B.C. opere esposte e doc. notarili (K), Fi. 1984 (Werke, Dok., Bibliogr.); D.Weinstein, Rd'A 1990(6)213-225; E.Lein, Ars aeraria. Die Kunst des Bronzegießens und die Bedeutung von Bronze in der florentin. Renaiss., Mainz 2004.

Artikel aus Thieme-Becker

Biogramm

Cellini, Benvenuto, Goldschmied, Bildhauer, Stempelschneider und Medailleur etc., geb. am 1. 11. 1500 in Florenz, † das. am 14. 2. 1571. C.s Popularität beruht weniger auf seinen Arbeiten, als auf seiner allgemein bekannten Autobiographie, die er etwa 1558 selbst niederzuschreiben begonnen und nach kurzer Unterbrechung bis zum Schluß seinem Schreiber diktiert hat. 1562 war das Manuskript abgeschlossen. Das Original - lange Zeit für verschollen gehalten (auch Goethe's Übersetzung beruht auf einer ungenauen Kopie) - befindet sich in der Laurenziana in Florenz. C.s Selbstbiographie ist nicht nur die Hauptquelle für die Kenntnis des Lebens und der Werke des Meisters, sondern zugleich auch von größter Wichtigkeit für die Kulturgeschichte der Renaissance; außerdem bildet sie ein hoch einzuschätzendes Denkmal in literar. u. sprachl. Beziehung. Trotz der Verherrlichung seiner Person u. der Voreingenommenheit gegen andere zeigt sich C. in seiner Biographie als ein scharfer Beobachter, und so viele seiner Angaben sind durch inzwischen aufgefundene Dokumente als wahr erwiesen worden, daß man ihm auch in betreff der Mitteilungen über sein eigenes unruhiges und wechselreiches Leben mehr Vertrauen schenken darf, als es bisher geschehen ist. Mit C.s eigenen Mitteilungen als Grundlage geben wir in folgendem zunächst eine kurze Biographie. C.s Vater Giovanni (sein Geschlecht führt der Künstler entsprechend der Ruhmsucht seiner Zeit bis auf einen Offizier Julius Caesars, der Mitbegründer von Florenz gewesen sein soll, zurück) war Baumeister u. leidenschafthcher Musikfreund und bestimmte deshalb den Sohn zum Musikerberuf. Da Benvenuto jedoch durchaus keine Neigung für diesen zeigte, kam er schließlich zu dem Goldschmied Michelangelo Bandinelli, dem Vater seines späteren Rivalen Baccio B., in die Lehre, dann trat er in die Werkstatt des Goldschmiedes Martino di Sandro, gen. Marcone ein. Schon kurz nach diesem Zeitpunkt hat C., wie so viele andere junge Künstler seiner Zeit, Michelangelos Karton d. Schlacht bei Anghiari kopiert und, wie er weiter selbst erzählt, zusammen mit seinem Jugendfreunde Francesco, Filippino Lippi's Sohn, nach den römischen Skizzen des Filippino gezeichnet. 15113 hielt er sich vorübergehend in Bologna auf, wo er in der Werkstatt des Miniaturisten Scipione Cavalletto arbeitete 1518 schloß C. mit dem eben aus England zurückgekehrten Bildhauer Pietro Torrigiani Freundschaft, der ihn auf seine Begabung für (lie Bildhauerei aufmerksam machte und ihn mit nach England nehmen wollte. Doch war diese Freundschaft nicht von langer Dauer, da Benventito, der eifrige Bewunderer Michelangelos, sich mit dessen altem Feind Torrigiani nicht verstehen konnte. Er arbeitete kurz darauf bei dem Goldschmied Franc. Salimbene, verließ 1518 oder 1519 ganz plötzlich Florenz und ging nach Rom, wo er 2 Jahre lang bei den Goldschmieden Giov. Firenzuola und Pagolo Arsagno tätig war. Auf die Bitte seines Vaters nach Florenz zurückgekehrt, mußte er 1523 wegen Streitigkeiten von dort fliehen und begab sich wieder nach Rom. Hier fand er bei dem Goldschmiede Luca Angelo da Jesi Aufnahme und machte sich bald durch verschiedene Arbeiten, wie zwei große silberne Kandelaber für den Erzbischof v. Salamanca (nach Zeichnungen des Fattore) u. Schmucksachen für Porzia Chigi, einen Namen, mietete sich zunächst in der Werkstatt des Mailänders Giampiero (de Carpanis?) della Tacca ein und eröffnete schließlich auf Betreiben seiner Gönnerin Porzia Chigi eine eigene Werkstatt. Um diese Zeit (ca 1524) wurde Clemens VII. auf C. aufmerksam, der in der päpstlichen Musikkapelle mitwirkte, und bedachte ihn mit Aufträgen, was zur Folge hatte, daß auch mehrere Kardinäle (City.), Cornaro, Ridolfi u. Salviati) bald zu C.s Kunden zählten. Neben seiner Tätigkeit als Goldschmied hat dieser aber auch seine künstlerische Fortbildung nicht vernachlässigt und eifrig nach Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle u. nach Raffaels Arbeiten in der Farnesina (damals in Ag. Chigi's Besitz), sowie nach der Antike gezeichnet. Mit Giulio Romano, Gian Francesco Penni (il Fattore) und dem Sieneser Bildhauer Michelegeto di Bernardino stand C. in dieser Zeit in regem Verkehr. Der Sacco di Roma (6. 5. 1527) machte dem Aufenthalt in Rom ein Ende. C. hat nach eigener Erzählung als Soldat Rom vom Castello S. Angelo aus mit verteidigt und behauptet, den berühmten Anführer der kaiserlichen Truppen, den Connétable de Bourbon, ohne ihn zu kennen, durch einen Schuß getötet zu haben, was nach neueren Forschungen nicht unmöglich ist. Nach der Übergabe der Stadt begab sich C. über Perugia nach Florenz, hielt sich aber in seiner Vaterstadt, die durch die Pest und Parteikämpfe schwer zu leiden hatte, nur kurze Zeit auf. In Mantua fand er bei dem im Dienste des Fed. Gonzaga stehenden Mailänder Goldschmied Niccolö Arbeit und war hier für diesen Fürsten und auch für den Kardinal Ercole Gonzaga tätig. Fieberanfälle verleideten ihm jzdoch bald den Aufenthalt in Mantua. Er kehrte nach Florenz zurück, wo er in der Nähe des Mercato Nuovo eine Werkstatt einrichtete. Auf Einladung Clemens' VII. trat C. aber schon bald wieder in Rom in dessen Dienste; am 8. 7 1529 findet sich sein Name mit dem Zusatz, (laß er bereits seit einem Monat sein Amt angetreten habe, als Stempelschneider in den Registern der päpstlichen Münze. In das Jahr 1529 fällt der Auftrag des Papstes auf eine kostbare und kunstvolle Pluviale-Schließe, so- wie die Ernennung zum päpstlichen Stabträger. Am 17. 1. 1534 erhielt C. die letzte Zahlung von der päpstl. Münze, kurz darauf veranlaßten ihn wiederum Streitigkeiten, von Rom nach Neapel zu fliehen, wo ihn der Vizekönig Pedro Alvarez freundlich aufnahm. In demselben Jahre finden wir ihn aber wieder in Rom. Am 26. 11. 1534 ermordete er dort seinen Rivalen, den Goldschmied Pompeo de Capitaneis. Diese Bluttat verwickelte ihn. trotz der Protektion der Medici, in einen Prozeß, von dem ihn erst die Intervention des neugewählten Papstes, Pauls III., befreite Aus Furcht vor der Rache der Angehörigen des Ermordeten hielt es C. jedoch für ratsam, Rom zu verlassen. Er ging über Florenz nach Venedig, wo er in Gesellschaft des Bildhauers Tribolo ankam, kehrte aber bald nach Florenz zurück. Hier fertigte er für Alessandro de' Medici einige Münzstempel, siedelte aber nach kurzer Zeit wieder nach Rom iiber, wohin ihn Paul III. unter Zusicherung seines Schutzes zurückrief (30. 3. 1534). Als Kaiser Karl V. am 5. 4. 1536 in Rom einzog, wurde ihm ein Missale überreicht, für das C. im Auftrage des Papstes einen reichverzierten Einband ausgeführt hatte. Die Gunst des Papstes währte jedoch nicht lange, C. hielt es für sicherer, Rom wieder zu verlassen, und begab sich 1537 an den 'Hof Franz' I. nach Fontainebleau, von wo aus er den König auch nach Lyon begleitete. Die kriegerischen Zustände in Frankreich waren jedoch für C.s Tätigkeit nicht günstig, er kehrte noch in demselben Jahre zu seinem Unglück nach Rom zurück, wo seine Anwesenheit am 16. Dez. sich nachweisen läßt. Am 16. 10. 1538 wurde er nämlich unter der falschen Beschuldigung, während der Belagerung Roms (1527) Edelsteine und andere Kostbarkeiten aus päpstlichem Besitz unterschlagen zu haben, verhaftet und in der Engelshurg festgesetzt. Obwohl seine Schuld unerwiesen blieb, behielt man ihn in Haft, und auch nach seiner berühmten Flucht aus dem Gefängnis konnte er sich nur kurze Zeit der Freiheit erfreuen. Der erzürnte Papst ließ ihn von neuem in den Kerker werfen und erst anfangs des Monats Dez. 1539 wurde er, auf Betreiben des Gesandten Franz' I. beim päpstlichen Hof, Msgre de Montluc, und des Kardinals von Ferrara, Ippolito II. d'Este, in Freiheit gesetzt. Mit dem letztgenannten Gönner, der am Hofe Franz' I. lebte, trat C. sofort wegen seiner eigenen Übersiedelung nach Frankreich in Verbindung, und bereits im April 1540 verließ er mit seinen Gehilfen im Gefolge des Kardinals Rom, nachdem er dort noch einige Arbeiten für Ippolito d'Este (u. a. 4 silberne Kandelaber) zu Ende geführt hatte. Bis zum September dieses Jahres war er mit seinen Gehilfen Ascanio de' Mari von Tagliacozzo in Ferrara für den Kardinal tätig, auf dessen Veranlassung dann endlich die Berufung nach Fontainebleau erfolgte, wo er, von Ascanio begleitet, spätestens am 31. 10. eintraf. Zunächst arbeitete er dort noch für den Kardinal, bald aber erhielt er auch Aufträge vom König, der ihm noch in demselben Jahre das Schloß Petit Nesle in Paris als Wohnung und Werkstatt anwies. 1542 wurde C. durch einen Gnadenbrief Franz' I. in Frankreich naturalisiert, 1544 ging Petit Nesle durch Schenkungsurkunde in seinen Besitz über. Hier führte er mit einer ganzen Reihe von Gehilfen der verschiedensten Nationalität die Aufträge des Königs, sowohl Goldschmiede- als Bildhauerarbeiten aus Hofintrigen zugunsten des Primaticcio, des Rivalen C.s, raubten dem Künstler jedoch bald die Gunst des Königs, und ohne dessen Erlaubnis dazu abzuwarten, kehrte er gegen den Monat Juli 1545 wieder nach Florenz zurück. Dort arbeitete er für den Großherzog Cosimo I de' Medici, der ihm ein Haus zur Verfügung stellte. Trotz der Protektion des Großherzogs hatte C. aber bis an sein Lebensende mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, allerdings geht aus der Selbstbiographie und erhaltenen Dokumenten hervor, daß Cosimo's Zahlungsmethode nicht gerade sehr nobel war; auch fortwährende Streitigkeiten mit seinem Rivalen Baccio Bandinelli erschwerten ihm das Leben. Während der Jahre 1549-1570 machte C. vergebliche Anstrengungen, die Bildhauerarbeiten im Chor und an den Kanzeln des Domes, die Bandinelli in Auftrag erhalten hatte, an sich zu reißen (vgl. Pintor in Riv, d'Arte 1904). Neben seiner Tätigkeit als Bildhauer war C. in diesen Jahren auch beständig als Goldschmied beschäftigt. Wir hören, daß er als solcher mit seinen Gehilfen, den Brüdern Poggini, unter den Augen des Großherzogs Cosimo und seiner Gemahlin Eleonora von Toledo in der "Guardaroba" arbeitete, und daß er in Florenz einen kunstvollen, schon in Rom begonnenen Kelch vollendete. Am 28. 6. 1588 assoziierte er sich mit 3 Goldschmieden, den Brüdern Gregori, und am 22. 6. 1569 erwarb er dazu nor.h die Werkstatt der Goldschmiede Lorenzo und Giuliano Ardinghelli. Auch an öffentlichen Angelegenheiten nahm C. teil, so 1552 mit Michelangelo und anderen Künstlern an den Befestigungen von Florenz, während des Krieges gegen Siena; am 16. 3. 1564 wurde er mit Ammanati, Bronzino und Vasari von der Florentiner Akademie bestimmt, diese bei der Totenfeier für Michelangelo zu vertreten, woran ihn jedoch eine Krankheit verhinderte. C. starb am 14. 2. 1571 in Florenz und wurde am folgenden Tage in der Begräbnisstätte der Akademie in SS. Annunziata beigesetzt. Von den zahlreichen Arbeiten, die C. in seinem langen Leben geschaffen hat, und von denen er uns selbst berichtet (vgl. Bacci's Ed. d. Vita p. 439 f. u. Pion), sind uns verhältnismäßig wenige als erhalten bekannt. Wir führen in den folgenden einzelnen Abschnitten die in Betracht kommenden Werke des vielseitigen Künstlers an. Die einzige uns bekannte, ganz sichere Goldschmiedearbeit C.s ist das berühmte "Salzfaß Franz' I." im Hofmuseum in Wien, 1539 im Auftrage des Kardinals Ippolito d'Este begonnen, aber erst 1543 für Franz I. von Frankreich vollendet. 1570 kam es als Geschenk Karls IX. an den Erzherzog Ferdinand von Österreich in d. Ambraser Sammlung und mit dieser später nach Wien. Das Salzfaß ist ein goldenes Prunkstück, das auf einer Basis von Ebenholz ruht, an der Figuren (nach Motiven Michelangelos) und Embleme in Gold mit bunter Emaillierung angebracht sind. Im oberen Teil sieht man Neptun und eine weibliche Figur, Meer und Erde verkörpernd, deren Produkte, Salz und Pfeffer, ein Schiff und ein Triumphbogen aufnehmen sollen, an letzterem eine Nachbildung der Aurora Michelangelos. - Eine ganze Reihe von Goldschmiedearbeiten (ein silbernes Salzfaß von 1519; Kandelaber für den Erzbischof v. Salamanca; eine Wasserkanne für denselben, andere für die Kardinäle Cibö, Cornaro, Ridolfi u. Salviati, kleine silberne Gefäße für den berühmten Arzt Berengario da Carpi, eine Wasserkanne mit Becher und andere Werke für den Kardinal Ippolito d'Este) führt C. selbst an, sie sind jedoch nicht mehr nachzuweisen; vielleicht haben wir aber in einer anonymen, nur im Revers erhaltenen Medaille des Bargello in Florenz (abgeb. bei Supino, s. u.) eine vergoldete Kupferreplik der "medaglia d'oro da portare in un cappello" zu erblicken (vgl. auch d. Abschnitt C. als Gemmenschneider), die C. um 1524 in Rom für den Gonfaloniere Gabr. Cesarino anfertigte (s. Vita, ed. Bacci p. 49). Von einem zweiten Hutschmuck, einer goldenen Medaille mit dem Kampf des Herkules mit dem Löwen, die C. 1628 in Florenz für den Sienesen G. Marretta arbeitete und die Michelangelo's Beifall fand, so daß C., wie er selbst mitteilt, sich von nun an auch zu größeren plastischen Arbeiten berufen fühlte (s. Trattati, ed. Milanesi p. 76), sowie einer dritten derartigen Arbeit, der goldenen Figur des Atlas auf Lapislazuligrund, aus demselben Jahre, für Fed. Ginori ausgeführt, ist uns nichts mehr bekannt. Während des kurzen Aufenthaltes in Mantua, 1528, schuf C. ein goldenes, für das Blut Christi bestimmtes Reliquiar für die Kathedrale, das uns aber auch nur in einer späteren, von Matteucci angezweifelten, Bronzenachbildung dort erhalten ist. 1529 führte er im Auftrage des Papstes die schon obenerwähnte kostbare Pluvialeschließe, von der in der Biographie ausführlich bevichtet wird; sie wurde 1797 eingeschmolzen und nur durch eine kolorierte Federzeichnung F. Bartoli's im Talman-Album im Brit. Mus. in London können wir uns eine Vorstellung von dieser Arbeit machen. - Sehr groß ist die Zahl der C. zugeschriebenen Goldschmiedearbeiten, von denen hier nur die bedeutendsten aufgeführt werden können: Das Salzfaß des Principe Rospigliosi (Lamporecchio); eine silbervergoldete Kanne mit Schüssel bei Lord Cowper (Panshanger), die mit einigen auf C. zurückgeführten Zeichnungen Ähnlichkeiten aufweist; eine silberne Schüssel mit Tritonen u. Nymphen, am äußeren Rand die liegenden Figuren der sieben Tugenden, in der Mitte eine Flamme (Emblem der Claudia Rangoni?), ehemals beim Baron Pepoli in Trapani; zwei ovale Silberplaketten mit dem Kampf des Perseus mit Phineus und der Gigantomachie in der Vaticana -, die letzteren drei Stücke zeigen große Einheitlichkeit des Stils, sowie Verwandtschaft mit den Reliefs des Sockels der Perseusstatue Cellinis u. entschiedene Abhängigkeit von Michelangelo. Dagegen ist die C. durch Familientradition zugeschrieb. Kanne des Fr. Lercaro mit dazugehöriger Schüssel i. Bes. d. Marchesa Fontanella im Palazzo Caccopani in Modena von dem Unterzeichneten sicher als eine Arbeit des portugiesischen Goldschmieds Antonio de Castro (s. d.) festgestellt worden. - C. beschäftigte in seiner Werkstatt, in der, wie er berichtet, auch Arbeiten untergeordneter Art, wie Umarbeitungen und Neufassungen vorgenommen wurden, stets Gehilfen, unter denen sich zeitweise auch Deutsche befanden. Es gibt eine Reihe von Arbeiten, die ohne in Einzelheiten C.s Stil zu zeigen, doch als Arbeiten seiner Werkstatt angesehen werden dürften. Von solchen seien genannt: der Deckel eines gravierten Kristallbechers aus Gold mit Arabesken in Email und dem Monogramm Heinrichs II. v. Frankreich und der Diane de Poitiers im Louvre in Paris und ein reichornamentierter Missaledeckel mit der Darstellung des Jungbrunnens und der Erschaffung der Eva im S. Kensington Museum in London. Die reichgeschmückte Einbanddecke C.s für das Missale, das 1536 Kaiser Karl V. in Rom überreicht wurde, läßt sich nicht mehr nachweisen. Von den Siegelstempelfortnen, die C. geschnitten hat und in seiner Biographie beschreibt, ist uns das Siegel des Kardinals Ercole Gonzaga von 1528 mit der Himmelfahrt Mariae in einem Abdruck an einer Bulle des bischöfl. Archivs in Mantua, das des Kardinals Ippolito d'Este mit dem hl. Ambrosius, der während der Schlacht von Parabiago erscheint, und der Predigt Johannes d. T. in einem Bleiabguß im Mus. in Lyon erhalten. Molinier schreibt auf Grund dieser beiden Arbeiten C. auch das ihnen sehr verwandte Siegel des Kardinals Innocenzo Cibö mit der Darstellung der Navicella zu, das uns durch eine vergoldete Bronzeplakette der Samml. Piet-Lataudrie bekannt ist. Cellini's Tätigkeit als Münzstempelschneider und Medailleur scheint sich auf die Jahre 1529-1535 beschränkt zu haben. Am 16. 4. 1529 durch Papst Clemens VII. zum Münzschneider an der Zecca ernannt, verfertigte er 1529-30 die Matrizen für zwei Gold-Doppien mit dem Ecce-Homo und dem Kaiser und Papst, die das Kreuz halten, als Reverse, so- wie für den silbernen Doppel-Carlino mit Christus, den Petrus aus den Wellen rettend. Sein Amt behielt er bis zum 17. 1. 1534. In diesem Jahr verfertigte er für Paul III. einen Gold-Scudo mit der Dreiviertel-Figur des hl. Paulus, doch wurde er von diesem Papst nicht weiter beschäftigt. 1535 erhielt er von Alessandro de' Medici den Auftrag, Münzstempel auszuführen; er lieferte noch in demselben Jahre das silberne 40-Soldistück mit dem kraushaarigen Bildnis des Herzogs (daher "ricciuti" genannt), den Giulio mit dem hl. Johannes Baptista in ganzer Figur, den halben Giulio mit dem jugendlichen Kopf desselben Heiligen en face und den Gold-Scudo mit dem Wappen der Medici. Alle diese Münzen zeichnen sich nicht durch irgendwelche technischen Vorzüge aus, mit Ausnahme vielleicht des halben Giulio, der in sehr flachem Relief gehalten ist. Die Zuweisung aller dieser Stücke an C. beruht auf des Meisters eigner Beschreibung in der Selbstbiographie oder in den Trattati. Andere Münzen können ihm nicht mit einiger Sicherheit zugeschrieben werden, und es ist durch nichts bewiesen, daß er auch für Cosimo I. oder Franz I. von Frankreich Münzstempel geschnitten hat, obwohl er dem letzteren sich dafür anbot. Von C.s Medaillen seien zuerst die beiden auf Clemens VII. geprägten mit demselben Avers genannt, die eine zeigt als Revers den Frieden, Waffen verbrennend und ist "Benvenutus F." signiert, die andere, mit Moses Wasser aus dem Felsen schlagend als Revers, ist nicht signiert. Sie beziehen sich auf den Frieden von 1530 bis 1534 und den 273 auf Anordnung des Papstes in Orvieto errichteten Brunnen, beide werden von C. beschrieben. Signiert ("Benvenu. F.") ist auch die wahrscheinlich um 1537 gegossene Medaille auf Franz I., mit einem Reiter, der die Fortuna zu Boden schlägt, als Revers. Dasselbe Porträt kommt auch mit einem zweiten Revers und der Inschrift "Falleris, iam data est fid." vor, ganz in C.s Stil. 1535 modellierte C. für eine Medaille das Porträt Alessandro's de' Medici, deren Stempel er dann in Rom geschnitten hat, jedoch war der Revers noch nicht fertig, als der Herzog ermordet wurde. Wahrscheinlich haben wir als dieses Porträt die Medaille mit der Reversinschrift "Solatia luctus exigua ingentis" anzusehen; es kommt auch noch, kombiniert mit dem Porträt Cosimos I. in ähnlichem Stil vor, beide werden öfters, mit wenig Begründung, dem Domenico di Polo zugeschrieben. 1537 modellierte C. d. Vorlage für d. Stempel einer Medaille auf Pietro Bembo mit kurzem Bart, auf dem Revers Pegasus in einem Myrtenkranz. Dieselbe wurde nicht ausgeführt, dagegen ist eine um 1539/40 gegossene Medaille, die Pietro Bembo als Kardinal (deshalb nicht vor 1538) mit langem Bart darstellt u. als Revers den Pegasus ohne den Myrtenkranz zeigt, mit Bestimmtheit als Arbeit C.s anzusehen; sie wurde neuerdings ohne Grund dem Danese Cattaneo (s. d.) zugeschrieben. 1540 verfertigte C. eine große Med. auf Ercole II. d'Este, von der jedoch nur der Avers mit dem Porträt des Fürsten (Weimar, Goethe-Nat.-Mus. u. engl. Privatbesitz) erhalten ist. Stilverwandtschaft mit den Medaillen auf Ercole II. u. Bembo erlauben uns, C. auch noch folgende Medaillen mit großer Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben: Jean, Kardinal von Lothringen, Pietro Piantanida von Mailand, Kardinal Scararnuccia Trivulzio, letztere unter Caradosso's Einfluß entstanden, vielleicht ein Frühwerk. Die Medaille auf Bindo Altoviti, die C. häufig zugeschrieben wird, zeigt nicht dessen Stil, und andere Zuweisungen sind noch weniger stichhaltig. C.s Medaillen zeigen keine besondere Größe in der Konzeption, sind aber vorzüglich in der Technik und haben einen großen Einfluß auf seine Nachfolger ausgeübt. Von C.s Tätigkeit als Bildhauer können wir uns durch mehrere erhaltene authentische Werke ein besseres Bild machen. Von den von ihm selbst in der Vita genannten ersten, in Paris um 1540/41 ausgeführter Arbeiten, zwei Kolossalbüsten in -onze, Julius Car,ar und eine junge Frau darstellend, ist uns nichts mehr bekannt. - Das Louvre-Mus. in Paris bewahrt das 1543/44 in Paris geschaffene große Bronzerelief der sogenannten "Nymphe von Fontainebleau", eine nackte liegende Frauengestalt, mit dem rechten Arm einen kolossalen Hirschkopf umfassend. C. erhielt den Auftrag zu diesem Relief, das für die Türlünette der Porte Dorée von Fontainebleau bestimmt war, von Franz I. Das Relief jedoch ist nur das Hauptstück einer nicht vollendeten größeren Türdekoration, von der noch 2 ursprünglich ebenfalls in Bronze ausgeführte Bogenfüllungen, fackeltragende Viktorien, in Gipsabgüssen Lenoir's im Musée des arts décorat. in Paris erhalten sind. Das Relief ist nie in Fontainebleau aufgestellt gewesen Nach Franz' I. Tod (1547) schenkte es Heinrich 11. Diane de Poitiers, welche die Eingangstür ihres Schlosses Anet damit schmückte, wo es sich auch 1780 noch befand, später kam es nach Paris. - Für Fontainebleau entwarf C. auch einen großen Brunnen, der aber nicht ausgeführt wurde, bei seinem fluchtähnlichen Fortgang in Paris ließ der Künstler das dafür bestimmte Modell einer Kolossalfigur des Mars in seiner Pariser Werkstatt zurück. - Ein kleines ovales Flachrelief von 1545 mit einem stehenden Windhund im Bargello in Florenz diente als Gußprobe für die Perseusstatue. - In demselben Jahre begann C. die kolossale Bronzebüste Cosimo's I., gleichfalls im Bargello, die aber erst 1548 vollendet war. Von demselben Fürsten, sowie von der Großherzogin Eleonora hat C. auch Marmorbüsten unvollendet hinterlassen; über den Verbleib derselben wissen wir nichts. In die Jahre 1546/47 fällt die Ergänzung eines antiken marmornen Knabentorso's zu der bekannten Statue des "Ganymed mit dem Adler" in den Uffizien in Florenz; in denselben Jahren arbeitete er an zwei anderen Marmorstatuen "Apollo und Hyazinth" und "Narziss", die jedoch nicht erhalten sind. - 1545 begann C. sein bekanntestes Werk, die Bronzestatue des "Perseus mit dem Haupt der Medusa" in der Loggia de' Lanzi in Florenz, die 1554 im April zur Aufstellung gelangte; auf dem Degengehenke des Perseus die Sign. "Benvenutus Cellinus Civis fo". Die auf dem Körper der Enthaupteten stehende Figur des Perseus ruht auf einer schlanken, reichornamentierten Marmorbasis, deren 4 Nischen kleine Götterfiguren in Bronze (Jupiter, Danaé, Merkur und Minerva) schmücken, den unteren Teil des Sockels, in die Balustrade der Loggia eingefügt, ziert auf der Vorderseite das Relief mit der "Befreiung der Andromeda", jetzt nur in einer Kopie, während das Original im Bargello bewahrt wird, das auch zwei Modelle für den Perseus, in Wachs und in Bronze, besitzt. - Aus dem Jahre 1550 stammt die Bronzebüste des Bindo Altoviti, früher im Pal. Altoviti in Rom, jetzt bei Mrs Gardner in Boston. - Um 1556 nahm C. den ursprünglich für sein eigenes Grab bestimmten großen Kruzifixus in Angriff, der 1576 als Geschenk Francesco's I. de' Medici an Philipp II. nach Spanien kam und sich jetzt im Escorial bei Madrid befindet. Der nackte Christus ist eine lebensgroße Freifigur aus weißem Marmor, das Kreuz aus schwarzem Marmor trägt die Signatur "Benvenutus Cellinus civis forent. faciebat MDLXII". - Auch an der Konkurrenz für den Neptunsbrunnen auf der Piazza della Signoria in Florenz hat sich C. ohne Erfolg beteiligt, mehrere Modelle dafür werden in seinem Nachlaßinventar erwähnt. 1589 arbeitete er an einer kleinen Marmorgruppe der "Leda mit dem Schwan und ihren Kindern" (nicht erhalten); in seine letzten Lebensjahre fällt die Arbeit an einer Bronzestatue der Juno für d. Großherzog (s. Brief v. 20. 12. 1570), an deren Vollendung ihn der Tod verhinderte. - Von C. zugeschriebenen Werken der Skulptur sei hier die Bronzestatuette des Perseus in der Samml. Davillier in Paris genannt, in anderer Stellung als der Perseus in Florenz, aber eine graziöse, des Meisters durchaus würdige Arbeit, ferner die von Supino C. wohl mit vollem Recht zugewiesene Bronzestatuette des auf dem Adler reitenden Ganymed im Bargello, schon im Inventar Ferdinands I. von Toskana 1587-91 genannt, allerdings ohne Nennung des Künstlers. C. hat, wie er selbst versichert, auch als Gemmenschneider gearbeitet, vielleicht geht auf ihn die Ergänzung des antiken Leda-Kamee-Stücks der berühmten "Brosche" des Wiener Hofmuseums zurück, die von Arneth u. a. für die oben bereits erwähnte Hut-"medaglia" des G. Cesarino gehalten wurde. Auch daß er Porträts in Wachs ausgeführt habe, versichert der Künstler. Noch 1885 befand sich im Besitz des Comm. Luigi Vai in Florenz ein bemaltes Wachsporträt des Francesco dei Medici, durch den Brief des Dargestellten, mit dem das Porträt an Bianca Capello gesendet wurde, ausdrücklich als Arbeit des C. beglaubigt. Das um 1571 ausgeführte Bildnis ist von vorzüglicher Qualität (s. Pion. Nouv. App. p. 2 ff.). Nicht wahrscheinlich ist, daß C. jemals an Rüstungen gearbeitet oder andere Gegenstände in Eisen ausgeführt hat, Werke dieser Art sind deshalb aus C.s Oeuvre auszuschalten. C. nennt sich auch Architekt. Wir erwähnten oben schon seine Teilnahme an den Befestigungsarbeiten von Florenz während des Sienesischen Krieges. Irgendwelche be-Stimmte Werke der Architektur kann man C. nicht zuschreiben, doch verweisen wir auf seinen "Discorso" über die Architektur (zuerst gedr. in J. Morelli's "I Codici manoscritti della Libreria Naniana", Venedig 1776; auch bei Tassi u. Milanesi). Von den zahlreichen unter C.s Namen gehenden Handzeichnungen kommen folgende als wahrscheinlich echt in Frage: Zeichnung mit Feder ii. Sepia "Büste eines Farnese in einer Nische", Samml. Chennevieres; "Apollo" in Sepia, Münchener Kupferstichkab.; Entwürfe für reichgeschmückte Salzgefäße, im Louvre in Paris und im South Kensington Mus. (No 6397) in London; Entwurf für ein größeres Salzgefäß, in den Uffizien in Florenz; vielleicht auch ein Heiliger in einer Nische, lavierte Sepiazeichnung in der Bibl. des Kunstgew.-Mus. in Berlin. Das vom Meister gezeichnete Wappen der Familie Cellini in Florenz, Bibl. Nazionale, unter den carte Celliniane. Außer der im Anfang des Artikels bereits erwähnten Selbstbiographie (vgl. auch Lit. am Schluß) besitzen wir noch andere Zeugnisse der Tätigkeit C.s als Schriftsteller. Seine "Trattati dell' oreficeria e della scultura" wurden um 1566 begonnen. Sie sollten ursprünglich Francesco dei Medici gelegentlich seiner Hochzeit mit Johanna v. Österreich gewidmet werden. Die editio princeps (1568) trägt jedoch die Dedikation an Francesco's Bruder, den Kardinal Fernando. Der Text dieser Ausgabe weicht im Stil so von dem der Selbstbiographie ab, daß man als sicher annehmen kann, daß irgendein Akademiker (vielleicht des Don Pei nando Sekretär Gherardo Spini) das Manuskript revidiert hat. Milanesi hat seiner Ausgabe von 1857 :las diktierte Originalmanuskript mit C.s eigenhändigen Korrekturen (Markusbibl. in Venedig) zugrunde gelegt. Außer weitschweifigen Betrachtungen über die Frage, ob die Bildhauerei oder Malerei als Kunst den Vorrang verdiene, gibt C. in der Trattati wichtige Mitteilungen über seine eigenen Arbeiten und zahlreiche wertvolle, aus der Praxis geschöpfte Vorschriften technischer Art, doch geht er im ganzen hierin nicht viel über die Rezepte des Theophilus Presbyter (Schedula diversarum artium, um 1100 entstanden) hinaus. C.s "Discorso" über die Architektur fanden schon oben Erwähnung, weitere "discorsi" findet man in Milanesi's Ausg. d. Trattati abgedruckt. Auch einige Sonette hat er verfaßt, die nicht ohne künstlerischen Reiz sind (bei Ivf ilanesi, I. c.). C.s Bildnis hat Vasari in einem Fresko des Pal. Vecchio in Florenz in der Sala di Cosimo I. unter den berühmten Künstlern, die den Großherzog umgeben, uns überliefert, ein anderes etwas früher entstandenes, auf Porphyr gemaltes Porträt wurde mit der Samml. Eug. Piot 1890 versteigert (s. Aukt.- Kat. No 533), doch wird die Authentizität dieses Bildnisses von Guasti und Supino bezweifelt. Cellinis Kunst ist in früheren Zeiten zu hoch eingeschätzt worden. Unberechtigt ist aber auch die neuerdings sich geltend machende Tendenz, d. Künstler völlig in Mißkredit zu bringen. Vergleicht man z. B. den Perseus mit anderen gleichzeitig entstandenen florentiner Werken, so muß man vorurteilslos anerkennen, daß dessen Schöpfer nicht nur über eine virtuose Technik verfügt, sondern auch beachtenswerte künstlerische Qualitäten besitzt. Auch C.s Büste Cosimos I. hält jeden Vergleich mit Bandinelli's Behandlung desselben Vorwurfs aus. Freilich verrät sich in den Skulpturen C.s seine Handfertigkeit als Goldschmied durch die zu sehr betonte Behandlung des Details, dessen delikate Ausführung aber für vieles entschädigt; so sind die kleinen Götterfiguren am Sockel des Perseusdenkmals mit das beste, was die italien. Bronzekleinplastik der Renaissance hervorgebracht hat. Als vorzüglicher Tierplastiker erweist sich C. in der sonst nicht gerade hervorragenden "Nymphe von Fontainebleau" und vor allem in dem Hunderelief des Bargello. In der Hauptsache folgt er den Spuren Michelangelo's, läßt aber auch andere Einflüsse auf sich einwirken. Als Eklektiker zeigt ihn uns besonders die Perseusstatue, deren Andromedarelief durchaus michelangelesk wirkt, während der Gesamtaufbau des Monumentes wie auch Einzelheiten Anschluß an die Kunst des Quattrocento verraten. Als Goldschmied gehört C. nicht zu den bahnbrechenden Meistern der Renaissance. Was wir von seinen diesbezüglichen Arbeiten kennen, hält sich ganz im Stil seiner Zeitgenossen, und, wie Supino schon betont, igt sein Einfluß auf die jüngeren Künstler nicht sehr bedeutend gewesen. Autobiographie Cellini:: 1. Ausg. von Go e - the's Übersetzungen 1803, Tübingen; beste kritische Ausg. von O. Bacci, Florenz 194, mit weiterer Bibliogr.; neue deutsche Übers. von H. Conrad 1908; engl. Übers. von R. H. H. Cust, 1910; illustr. Ausg. mit den Trattati von jahn-Rusconi, 1901. - Trattati dell' oreficeria e della scultura: 1. Ausg. v. 1568 (mit Holzschnitten); Ausg. M ilanesi v. 1857: dtsche Ausg. v. Brinck mann 1867, mit Anm. Quellen u. Dokumente: Vasari, ed. Milanesi. - Borgh ini, Il Riposo, 1584 p. 13. - Condivi, Vita di Michelangelo. - Bocchi u. Cinelli. 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Cellini, Rech. sur sa vie et sur son oeuvre, 1883 u. Nouv. Suppl. 1884 (das klassische Werk über den Künstler, mit Abb. beinahe säratlicher Werke, auch solcher, die ihm nur zugeschrieben werden u. kompletter Bibliogr. d. frühere Lit.). - Molinier. B. Cellini (in "Les Artistes celebres"). - J. B. Supino, L'Arte di B. C. etc. 1901 (vgl. Rep. f. Kstw. XXIV 161). - L. Tore Ili, Della vita e d. opere di B. C. 1903. - P. de Bouchaud, B. C., Paris 1903. - W. Fred, B. C. 1905 (in Muther's "Die Kunst"). - C. Gailly de Taurines, B. C. ä Paris, 1908. - M. Darvai, B. C., Budapest 1907. C. als Münzstempelschneider und Medailleur: Monographien u. ferner J. Friedlän der, Münzen u. Medaillen des B. Cellini. 1855. - G. Ciabatti in Periodico di numism. e sfragist. (Florenz) 1868. - Armand, Médaill. ital. I 1883 p. 146 f.; III 1887 p. 58 f. - A. Heiß, Médaill., Florence et la Toscane, 1892 p. 9. - P. Rizzini, Illustr. d. civ. mus. di Brescia II, 1892 p. 31. - F. Cerasoli in Arch. stor. d. 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